Das Leben in Hanoi ist rasant und voller Konflikte, die einem jeden Tag begegnen. Doch inmitten des Chaos findet sich ein Komplex aus Stein in einem kalten Grau. Ein Komplex mit einer sehr harten Architektur. Im Inneren wird der einbalsamierte Leichnam von Präsident Ho Chi Minh aufgebahrt.
Tag für Tag kommen Gruppen aus dem In- und Ausland, stellen sich an, um dann das Angesicht eines längst verstorbenen Präsidenten zu sehen, der in seiner Heimat liebevoll „Onkel Ho“ genannt wird. Nicht alle, die zum Mausoleum gehen, kommen aus Bewunderung an diesen Ort. Viele kommen auch einfach aus Neugier hierher. Wer auch immer den weiten Weg nach Hanoi gefunden hat, wird dieses Mausoleum nicht auslassen, vor allem diejenigen, die etwas Besonderes suchen.
Ab und an sieht man auch wie Delegationen aus dem Ausland mit einem Gedenkkranz zum Mausoleum kommen. Außerdem gibt es noch die ganzen Delegationen aus den ehemaligen kommunistischen Ländern, Ländern in denen die Zahl der Mitglieder in den kommunistischen Parteien sehr gering ist oder wo die kommunistische Partei schon längst verboten wurden, schwelgen hier in ihrer Erinnerung.
Immer, wenn der Regen auf Hanoi fällt, sieht der sonst so mächtige Platz vor dem Mausoleum aus wie alle anderen Straßen. Die Straße überflutet, tief stecken die Autos der Delegationen im dreckigen Wasser und die Motoren geben den Geist auf. Fehlermeldung: Zündkerze defekt.
Mit einer starken Einheit, bewacht das Sicherheitskommando mit über 10.000 Personen und verschiedensten Hilfsmitteln, das Mausoleum doch all das wirkt überflüssig, wenn die Stadt wieder im Regen versinkt. Besuche zum Mausoleum können dann nicht mehr stattfinden und das Volk sieht dann wie 1.000 Milliarden Dong (ca. 38,4 Millionen Euro) für die Balsamierung ausgegeben werden, die zu Lebzeiten des Präsidenten niemals denkbar gewesen wären.
Während das ganze Geld verschwendet wird, kommt das Testament von Ho Chi Minh wieder in den Kopf, das er an seine Partei, sein Volk sowie dem ganzen Land hinterlassen hat. Darin wünscht er sich eine Feuerbestattung. Es ist schade, wenn man bedankt, dass der letzte Wunsch des Präsidenten nicht umgesetzt wurde, sondern ganz im Gegenteil, für ihn ein Mausoleum gebaut und sein Körper einbalsamiert wurde.
Es ist vermutlich noch trauriger für den längst verstorbenen Präsidenten, dass seine ganzen Organe auf Befehl entnommen worden sind und sein Körper mit Füllmittel gefüllt worden, damit sein Körper von Millionen Besuchern betrachtet werden kann. Nimmt man es religiös, konnte man sagen, dass der Körper tot ist aber die Seele noch nicht befreit wurde und somit nicht in die andere Welt gehen kann.
Bevor Russland durch Wladimir Putin regiert wurde, gab es auch eine Diskussion über die Bestattungsform von Lenin; Feuerbestattung oder Einbalsamierung. Währenddessen wurde im Jahr 1950 in Bulgarien ein Mausoleum für Ministerpräsident Georgi Dimitroff ein Mausoleum erbaut. 40 Jahre später hat sich die neue bulgarische Regierung dazu entschieden, dass der Leichnam von Dimitroff eingeäschert wird und die Asche im Zentralfriedhof von Sofia begraben wird. Grund dafür ist, dass solch eine Glorifizierung eines Individuums nicht in die neue Zeit passe und zudem sehr kostspielig ist. Die Entscheidung zur Einäscherung kam vom Kabinett des Ministerpräsidenten Andrej Lukanow am 17. Juli 1990. Am 21. August 1990 wurde das Mausoleum von Dimitroff gesprengt und innerhalb von einer Woche war der gesamte Bauschutt entsorgt worden. Heute ist nichts mehr vor diesem Mausoleum zu sehen. Jetzt ist da eine Blumenwiese, direkt vor der Nationaloper von Sofia auf dem Fürst-Alexander-I.-Platz (Pl. Sveti Aleksander Nevski).
Das ist auch der letzte Wunsch von Ho Chi Minh, einem Mann, der ein Nationalist war, ein einfaches Leben führte und immer die Staatsressourcen geschützt hat, damit sie seinem Volke zugute kamen.
Letztendlich entspricht der letzte Wunsch von Ho Chi Minh auch dem Jahrtausende alten Werteverständnis der Vietnamesen. Es darf Ho Chi Minh nicht das gleiche passieren, wie der Schildkröte aus dem Hoan-Kiem-See, denn die wurde ausgestopft und in ein Museum gestellt.
Trung Khoa – VD-News
* „Nachdem ich von dieser Erde gegangen bin, möchte ich kein großes Begräbnis, welches die Zeit und das Geld des Volkes raubt.
Ich wünsche mir, dass mein Körper verbrannt, oder auch „eingeäschert“ genannt, wird. Ich hoffe, dass die Feuerbestattung von Tag zu Tag immer mehr durchgesetzt wird. Für die Lebenden wird das die hygienischste und zudem noch die Option sein, die am wenigsten Platz einnimmt.
Falls wir eines Tages mehr Strom haben sollten, wird eine Bestattung über das Krematorium umso besser sein.
Die Asche sollte auf einem Hügel begraben werden. In der Nähe von Tam Dao und Ba Vi scheint es viele gute Hügel zu geben. Über diesem Grab sollte ein einfaches „Haus“ entstehen, geräumig, fest und luftig, damit die Leute, die mein Grab besuchen und einen Platz zur Rast finden.
Es sollte auch den Plan geben, auf diesem Hügel Bäume zu pflanzen. Jeder, der das Grab besucht, sollte einen Buam zur Erinnerung pflanzen. Je mehr, desto besser. Über die Zeit wird ein Wald entstehen, der schön für die Landschaft und nützlich für die Landwirtschaft werden soll.
Falls ich noch vor der Wiedervereinigung des Landes sterben sollte, dann schickt ein bisschen meiner Asche an meine Mitbürger im Süden des Landes.“
(Auszug aus dem Testaments von Ho Chi Minh)
Der Ba-Dinh-Platz unter Wasser
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