Ende Februar besuchte Bruno Kahl, der Präsident des Bundesnachrichtendienstes BND, Vietnam. Er traf sich mit Sicherheitsminister To Lam sowie mit Premierminister Pham Minh Chinh.
Der BND ist der deutsche Auslandsnachrichtendienst. Dass wir von dem Besuch überhaupt erfahren haben, liegt daran, dass staatliche Medien in Vietnam gern über Besuche ausländischer Gäste berichten. Solche Berichte sollen für Leser in Vietnam die Botschaft vermitteln: Schaut her, Vietnam ist wichtig. Unsere Politiker werden von weltweiten Partnern besucht.
Anders in Deutschland: Hier sind die Medien von der Regierung unabhängig. Sie richten sich bei der Themenwahl nicht nach den Wünschen der Regierung, sondern nach dem Geschmack und den Interessen der Leser. Und da gilt: Nichts ist so langweilig wie Berichte, welche Politiker sich wann und wo treffen. Also wird darüber nur ganz selten berichtet, nur dann wenn es sich um ausländische Partner handelt, für die sich viele Leser tatsächlich auch interessieren.
Was wissen wir von Gegenstand des Besuches von Bruno Kahl in Vietnam? Nichts. Die vietnamesischen Medien formulieren dieses „Nichts“ blumig: In den Gesprächen ging um „eine Reihe von bilateralen, regionalen und internationalen Themen von gemeinsamem Interesse.“ Welche Themen das genau waren, erfahren wir nicht.
Thoibao hat darum beim BND nachgefragt. Aber auch hier: Wir erfahren nichts. Nur ist die Formulierung direkt und nicht so blumig: „Der BND nimmt zu Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung. Dies schließt etwaige Dienstreisen und internationale Kontakte der Leitung des BND ein. Ich bitte höflich um Ihr Verständnis.“ Der Pressesprecher des BND, Martin Heinemann, fügte hinzu, dass der BND lediglich gegenüber der Bundesregierung und gegenüber geheim tagenden Gremien des Deutschen Bundestages dazu Auskunft gibt. Nicht gegenüber den Medien. Insofern haben wir zumindest erfahren, dass es um geheimdienstliche Inhalte geht. Aber das war ja sowieso klar, denn das ist Aufgabe des BND.
Marina Mai